Hinter der lateinischen Bezeichnung “Pons” (Brücke) verbirgt sich die Camsdorfer Brücke, die auch heute noch an der gleichen Stelle steht. Diese Brücke war für viele Jahrhunderte der einzige sichere Übergang über die Saale und damit ein wichtiger Transportweg. Dazu stellt die Saale lange Zeit die Grenze zu den Slawen dar und damit war die Camsdorfer Brücke auch eine Grenzbrücke mit zusätzlicher Bedeutung. An solche Übergängen entwickelten sich sehr häufig Städte und Siedlungen und daher kann man davon ausgehen, dass die Brücke auch für die Gründung von Jena und die weitere Entwicklung der Stadt eine zentrale Rolle gespielt hat.

Die Saale war aber nicht nur Grenze, sondern auch Transportmittel. Flößer fuhren die Saale hinab und brauchten Holz  in den Elb-Raum. Eine Brücke über die Saale mußte daher nicht nur den Transport über die Saale ermöglichen, sondern auch den Transport auf der Saale. Das namensgebende Kamsdorf am gegenüberliegenden Ufer der Saale ist heute so nicht mehr vorhanden, sondern wurde mit Wenigenjena zusammengelegt. Bei den Stadtteilen von Jena findet man daher nur noch Wenigenjena, der Name der Camsdorfer Brücke weist aber nach wie vor auf die vorhergehende Siedlung hin.

Die Burgauer Brücke stromaufwärts – vielleicht ein Abbild der alten Camsdorfer Brücke

Lageplan Camsdorfer Brücke etwa 1850 nach Carl Schreiber

Bis ins 15. Jahrhundert gab es an gleicher Stelle eine hölzerne Brücke. Diese war allerdings anfällig gegen die Hochwässer der Saale und wurde daher im 15. Jahrhundert durch einen steinernen Bau ersetzt.  Die neue Brücke war nach Carl Christian Schramm 250 Schritte lang und 12 Schritte breit. Jeder Bogen soll dabei 20 bis 24 Schritte lang gewesen sein. Dazu gab es eine steinerne Brüstung und auf der Westseite eine steinerne Treppe hinab zu Saale. Diese war gedacht um bei Hochwasser einen schnellen Fluchtweg auf dem Saale-Tal zu haben. Ursprünglich wurden nur 7 Bögen gebaut, später kamen noch zwei weitere in Richtung Camsdorf dazu. Der letzte Bogen der Brücke soll erst 1575 vollendet worden sein, also fast 100 Jahre nach dem Baustart. Schauer schreibt dazu, dass die Saale möglicherweise ihren Verlauf etwas verändert hatte – von der Stadt weg – und das es daher notwendig wurde, die Brücke in diese Richtung zu erweitern. Ab 1575 gab es dann die vollständige Brücke.

Zu Zeiten der Entstehung des Sinnspruchs der Sieben Wunder von Jena war die Camsdorfer Brücke also bereits ein beeindruckender Bau mit 9 Bögen aus Stein und daher ein geeigneter Kandidat für die Liste der Wunder. Bei Edmund Spiess kann man aber nachlesen, dass wol nicht die Gestalt der Brücke ausschlaggebend war, sondern die Tatsache, dass der steinerne Neubau “gerade einen Dreier mehr als der Stadtthurm gekostet habe”. Das Wunder war also wohl nicht die Brücke selbst, sondern deren sehr günstiger Bau. Es reicht daher nicht, nur die Camsdorfer Brücke zu erwähnen, wenn man die Tatsache des Kaufpreises nicht kannte.

Die Baukosten sind dabei durchaus plausibel, denn es ist auch überliefert, dass beim Bau vor allem das Material des Jenaer Stadtschlosses und der Hausbergburgen verwendet wurde. Beim Abbruch der alten Brücke 1912 wurde auch entsprechende Steine gefunden. Diese Geschichte scheint also wahr zu sein und könnte erklären, warum man bei Bau durchaus sparsam sein konnte.

Heute steht an der gleichen Stelle ein Nachfolgerbau, der mittlerweile auch wieder renoviert wurde und an den aktuellen Verkehr besser angepasst ist. Neben Fußgängerbereichen gibt es auch zwei Fahrspuren und in der Mittel zwei Gleise für die Straßenbahnlinie nach Wenigenjena.

Geschichten zur alten Camsdorfer Brücke

Die Brücke wurde recht schnell zu einem steinernen Gedächtnis und mit einer ganze Reihe von Markierungen und Zusätzen versehen. Bei Carl Schreiber findet man eine Vielzahl dieser Geschichten festgehalten.

Von Anfang an gab es wohl auf der Mitte der Brücke ein steinernes Kreuz, welche die Grenze zwischen Jena und Kamsdorf markierte und gleichzeitig auch die Grenze zwischen Thüringen und den Osterlanden bildete.

Im Jahr 1637, mitten in den Wirren des 30jährigen Krieges, wurde die Brücke beschädigt um einen militärischen Vorteil zu bekommen. Der schwedische Generalmajor Thurso Stalhans (Stalhanske) ließ am 3. Februar 1637 den letzten Bogen auf Camsdorf zu einreißen. Das sollte die kaiserlichen Truppen hindern, die Saale zu überqueren. Bei diesem Abriss sollen 36 Arbeiter umgekommen sein, wie genau ist nicht bekannt.

Nach 1717 wurde eine Platte auf der Brüstung angebracht, auf der zwei Hufeisen und die Jahreszahl 1717 zu sehen waren. An der Stelle soll ein Reiter im Sächsischen Bruderkrieg mit seinem Pferd auf der Flucht von der Brücke gesprungen sein. Der Reiter selbst konnte sich an das Ufer der Saale retten, das Pferd starb leider.

Am 3. November 1721 wurde der Böttchermeister Scharre auf der Brücke von einem Studenten erstochen. Schreiber gibt leider keine weiteren Details zu diesem Vorkommnis.

Ebenfalls ein tragisches Unglück gab es am 1. Juli 1756. Die Ehefrau des Handarbeiters Franke saß auf der Brüstung und wurde von einem vorbeifahrende Karren von der Brücke gestürzt. Sie starb sofort.

Auf einer weiteren Steinplatte befand sich das eingemeiselte Abbild eines Korbs. Dazu fand man dort die Buchstaben H.M und die Jahreszahl 1823. Dies verweist auf ein tragisches Unglück. Im Jahre 1823 soll das schwangere Dienstmädchen Elisabeth Maria Hüttich aus Isserstedt zu Tode gekommen sein. Sie war mit einem vollen Graskorb unterwegs und ruhte sich an dieser Stelle auf der Brüstung aus. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und stürzte in die Saale. Sie konnte zwar nach dem Sturz gerettet werden, die Geburt setzte aber ein. Sie gebar einen toten Knaben und verstarb nach der Geburt. Die Dienstmädchen der Stadt setzten ihr mit dieser Platte ein Andenken.

Pons - Steintafeln

Bild: die historischen Tafeln der alten Brücke sind heute noch an der Landfeste zu sehen

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