Die Jenaer Stadtkirche St- Michael darf auf keiner Stadtführung fehlen. Sie war lange Zeit das höchste Gebäude in der Stadt. Der Bau der Kirche startet im Jahr 1380 und zog sich über 100 Jahre hin. Zu den 7 Wundern von Jena zählt aber nicht die Kirche an sich, sondern eine Besonderheit, die es so in anderen Kirchen nicht gibt. Es geht dabei um den Altarbereich, der in Jena so angelegt ist, das man außen darunter durchlaufen und auch fahren kann. Diese Unterführung findet man bei den 7 Wundern als “Ara”. Adrian Beier schreibt dazu in der Architektur von Jena:

“Der steht im Chor und ist so hoch, dass unter dessen gewölbtem Schwiebbogen man Tag und Nacht gehen, reiten und fahren kann”.

Auch heute noch ist der Durchgang unter dem Altar möglich, Pferde sieht man allerdings nicht mehr und das Befahren ist auch nicht mehr möglich. In noch früheren Zeiten wurde der Durchgang als Weg zum Friedhof genutzt und die Leichenzüge fuhren auf dem Weg zu den Gräber unter dem Altar entlang. Der Friedhof wurde aber bereits im Mittelalter aufgegeben und wich dem heutigen Kirchenvorplatz.

In vielen Kirchen sind die Altarbereiche erhöht angelegt um die Bedeutung der Zeremonien zu erhöhen. Teilweise findet man darunter auch Gewölbe oder Grabstätten. Eine Altarbereich, der von außen unterfahrbar ist, gibt es so aber in keiner anderen Stadt.

BILD: Blick von Norden auf die Altar-Unterführung. Darüber liegt direkt der Altarbereich der Stadtkirche.

Ebenfalls eine Besonderheit aber kein Wunder von Jena: die Turmuhr der Stadtkirche mit nur einem Zeiger.

Hintergrund für diese Lösung ist wohl der Baugrund. Dieser sinkt von West nach Ost deutlich ab und durch die klassische Ost-West-Ausrichtung von christlichen Kirchen befindet sich der Altar genau dort, wo der Baugrund am tiefsten ist. Der Baugrund hätte also aufwendig begradigt werden müssen – die Lösung mit einem Gewölbe, auf dem sich der Altarbereich befindet, ist an der Stelle dann wohl die einfacherer Lösung.

In einigen Schriften findet man dabei durchaus auch den Hinweis, dass es recht merkwürdig erscheint, dass nicht die großartige Kirche selbst das Wunder ist, sondern nur die eher kleine architektonische Merkwürdigkeit des untergehbaren Altars.

In der Altarunterführung finden sich drei Schlussteine für das Gewölbe, die plastisch geformt sind. Einer zeigt ein einfaches Laubmuster, auf dem zweiten ist ein Dämon in einem Blätterkranz zu sehen und der dritte Schlussstein beinhaltet die Darstellung einer Sirene.

Blick auf die Altarunterführung von Süden. Erkenntbar sind die drei Kreuzsteine am oberesten Punkt der Gewölbe.

Darstellung eines Dämons in einem Blätterornament als Kreuzstein

Darstellung einer Sirene auf dem Kreuzstein – eine recht ungewöhnliche Darstellung für die Kirche in Jena.

ÜBERBLICK: Die Sieben Wunder von Jena

ARA

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