Was sind die 7 Wunder?

„Ara, caput, draco, mons, pons, vulpecula turris, Weigeliana domus, septem miracula Jenae.“ – Dahinter verbergen sich sieben interessante Geschichten und Orte aus Jena.

  1. Ara – die Altarunterführung der Stadtkirche
  2. Caput – die Schnapphans-Figur an der Rathausuhr
  3. Draco – der siebenköpfige Drache
  4. Mons – der Berg „Jenzig“
  5. Pons – die alte Camsdorfer Brücke (nicht mehr vorhanden)
  6. Vulpecula Turris – Der Fuchsturm
  7. Weigeliana Domus – das Weigelsche Haus (nicht mehr vorhanden)

Die Herleitung ist natürlich recht offensichtlich und wird auch kaum bestritten – die 7 in diesem Spruch orientiert sich weniger am Okkulten als an den berühmten Sieben Weltwundern der Antike. Nach deren Vorbild wurden es auch Sieben Wunder von Jena. Im Gegensatz zu den Weltwunder aus dem Altertum haben von den Wundern von Jena immerhin 5 bisher überdauert und können noch besichtigt werden.

Interpretation des Jenaer Stadtlogos von 1850. Mit Drachentöter Michael.

Interpretation des Jenaer Stadtlogos von 1850.
Erzengel Michael tötet den Teufel in Drachengestalt.

Der historische Hintergrund

Die 7 Wunder bzw. der Sinnspruch um die 7 Wunder soll den Ursprung in der Jenaer Universität haben. Die Stadt bekam bereits 1558 eine eigene Universität und war vor allem zum Anfang des 18. Jahrhunderts eine der bedeutendsten deutschen Universitäten. Dieser Ruhm hatte aber auch Schattenseiten, denn es gab durchaus auch Schwindler, die vorgaben, in Jena studiert zu haben, obwohl sie nie an der Universität waren oder selbst die Stadt nie gesehen hatten.

An der Universität nutzte man diesen Spruch daher als informelle Identifikationsmöglichkeit für Absolventen der Stadt – wer den Spruch kann und auch seine Bedeutung sagen konnte, mußte in Jena gewesen sein und an der Universität studiert haben. Als Nachweis reicht dabei nicht nur, den Spruch in Latein aufsagen zu können, man musste auch erklären, was hinter den jeweiligen Wundern stand. Auf diese Weise konnte man nachweisen, wirklich die Universität in Jena besucht zu haben.

Diesen Zusammenhang mit den 7 Wundern von Jena bestätigen vielen Schriften. Allerdings gibt es keine offiziellen Quellen zu diesem Thema und daher bleibt eine gewisse Unsicherheit, woher der Sinnspruch wirklich kommt. Es gibt aber an sich auch keine Hinweise auf eine andere Bedeutung.

Ludwig Bechstein macht die 7 Wunder in seinem Deutschen Sagenbuch von 1853 bekannt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachdrucke. Dort heißt es zu Jena:

Die sieben Wunder von Jena

  Jena ist eine berühmte Stadt wegen seiner Hochschule, seines thüringischen Weines und seiner sieben Wunder. Letztere besonders wurden in den früheren Zeiten gar sehr gepriesen und hochgehalten, und in Versen aller Sprachen geschildert.

Bechstein fügt auch kleine Beschreibung der Wunder hinzu. Insgesamt sind es aber nur wenige Sätze, mit denen die Wunder auftauchen.

Interpretation des Jenaer Stadtlogos von 1850. Mit Drachentöter Michael.

Stadtkirche mit Jenzig im Hintergrund

Zeitliche Einordnung

Die Universität wurde in Jena 1558 gegründet. Daher müssen die Wunder bzw deren Zusammenstellung jüngeren Datums sein. Dazu gehört auch das Weigelsche Haus zu den Wundern. Diese Haus wurde 1667 bis 1670 gebaut und daher muss der Spruch nach dieser Zeit erschaffen worden sein. Einzelne Wahrzeichen sind natürlich älter, deren Zusammenfassung dürfte aber erst später erfolgt sein.

Interessant für die zeitliche Einordnung ist dabei das Werk “Geographus Jenensis” von Adrian Beyer (Ältere) um 1665. Dort sind die wichtigen Gebäude, Personen und auch Landschaften von Jena aufgezählt und die Sieben Wunder von Jena hätten in diese Reihe sicher sehr gut gepasst. Allerdings findet man sie dort nicht, selbst Fuchsturm und andere Wahrzeichen sind nicht erwähnt. Der Jenzig wird an verschiedenen Stellen beschrieben, eine Einordnung als eines der Sieben Wunder der Stadt nimmt Beier aber nicht vor. Wenn Beier diese Wunder nicht mit erwähnt, scheinen sie zumindest im 1665 noch keine größere Rolle gespielt zu haben und die Benennung der Sieben Wunder von Jena dürfte jüngeren Datums sein.

Eine Erwähnung der “sieben Jenaischen Wunderwerke” findet man bei Friedrich Schmidt in seiner “Historisch-mineralogische Beschreibung der Gegend um Jena” von 1779. Noch früher taucht dieser Spruch bei Johann C. Martini. Dieser verfasste 1732 in seiner “Kurze und deutliche Anweisung zur alten und neuen Staats-Geographie” auch einen kleinen Beitrag zu Jena und schrieb dort auch den Spruch nieder, allerdings ohne weitere Einordnung und auch ohne universitären Kontext oder einen Hinweis auf eine geheime Bedeutung. Stattdessen wird er als Spruch zur Stadt dargestellt.Dennoch könnte dies die erste Erwähnung dieser Wahrzeichen der Stadt sein.

Die 7 Wunder in der aktuellen Zeit

In der Neuzeit spielen die 7 Wunder von Jena keine größere Rolle mehr. Die Stadt hat auf der einen Seite neue Wahrzeichen bekommen (beispielsweise den Tower, der die Stadt überragt und von alle Seiten weithin sichtbar ist), zum anderen waren die Wunder wohl auch zu früheren Zeiten eher in den akademischen Bereichen verankert und weniger in der gesamten Stadtgesellschaft. Dies dürfte auch mit seiner Funktion als geheimes Zeichen der Absolventen zusammenhängen. Dies konnte nur funktionieren, wenn der Sinnspruch in erster Linie innerhalb der Universität bekannt war und nicht in der restlichen Stadt. Sonst hätte auch ein normaler Besuch in Jena ausgereicht, um die geheime Bedeutung zu erkennen. Darüber hinaus deutet auch die Sprache Latein für den Sinnspruch auf einen universitären Kontext hin, der sich von den normalen Jenaer Bürgern abgrenzen soll. Die 7 Wunder von Jena waren also eher die 7 Wunder der Universität und weniger Wahrzeichen für die gesamte Stadt.

In der heutigen Zeit definiert sich Jena daher über andere Werte und der Claim “Lichtstadt” macht deutlich, dass die Optik in der Stadt eine große Rolle spielt, auch wenn die Universität weiterhin von großer Bedeutung ist.

Mittlerweile ist das Rätsel aber in der gesamten Stadt bekannt, auch wenn die Wunder keine größere Rolle mehr spielen. Es gibt aber nach wie vor Stadtführungen zu den verbliebenen 5 Wundern und neuen Studenten wird dieser Geschichte auch weiterhin angetragen. Die 7 Wunder sind also zur Folklore geworden.

ÜBERBLICK: Die Sieben Wunder von Jena

ARA

Die Altarunterführung

Die Altarunterführung

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Caput

Der Kopf

Caput - Der Kopf am Rathaus

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DRACO

Der Drache

Draco - Der sieben-köpfige Drache

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MONS

Der Berg

Mons - der Berg Jenzig

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PONS

Die Brücke

PONS - Camsdorfer Brücke

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FUCHSTURM

Vulpecla Turris

VULPECULA TURRIS - Fuchsturm

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Weigeliana Domus

Weigeliana Domus - Weigelsches Haus

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